Selbstzweifel und Sozial Media Teil 1

Veröffentlicht am 9. Juni 2025 um 12:31

Es ist nicht lange her, da nagten an mir Selbstzweifel. Gerne möchte ich hier die Gedanken teile, die ich in dem Moment aufgeschrieben habe. Hier ist Teil 1:

Wieso ist man als Mama immer wieder voller Selbstzweifel? Die Väter scheinen dieses Problem nicht im selben Ausmass zu haben. Sie wollen sich auch verbessern und gute Väter sein, aber sie können Fehler im Umgang mit den Kindern schneller verarbeiten. Zum Glück, denke ich. Sonst würden sich Mütter und Väter wohl noch gegenseitig in ihren negativen Gefühlen hochschaukeln. Väter reflektieren sich auch, aber sie zermürben sich dabei nicht so sehr wie Mütter. Selbstkritik hat natürlich ihre Vorteile. Man will sich verbessern. Und Fehler im Umgang mit den Kids passieren obwohl man sicherlich manchmal auch nur das Gefühl haben mag, einen Fehler gemacht zu haben. Die Erziehung von den kleinen Wesen ist auch immer wieder beängstigend. Sie birgt eine riesen Verantwortung und man hat Angst, die Seele der Kinder für das ganze Leben belasten zu können. Man kann einfach nicht vollständig voraussagen, wie sich heutige Situationen im Leben der Kinder langfristig auswirken. Was ich mir vor allem wünsche, ist im Alltag mehr Geduld mit meinen Kindern zu haben. Diese ist leider nicht so gross, wie ich es mir wünschen würde. Diese Ängste bzw. dieser Respekt davor, etwas falsch zu machen, ist ja auch berechtigt. Es erinnert mich an das, was eine Hebamme vor der Geburt unserer Jüngsten sagte. Ich hatte ihr, wie im ersten Buch erwähnt, gesagt, dass ich Respekt vor der Geburt habe, die eingeleitet wurde. Sie sagte, man solle auch immer vor jeder Geburt Respekt haben. Wenn man schon Respekt davor haben sollte, die Kleinen ins Leben zu bringen, wie sehr sollte man dann Respekt davor haben, ihr Leben mit ihnen zu führen, die Kinder für ihr ganzes Leben zu prägen! Es ist eine Mammutaufgabe. Wunderschön und beängstigend zugleich. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern kann immer enger und schöner werden oder für immer zerbrechen. Wie alles Schöne im Leben ist das ganze Vorhaben vom Kindergrossziehen risikobehaftet. Man weiss erst, wenn sie gross sind, ansatzweise wie das Ergebnis aussieht. Macht man vielleicht jeden Tag Fehler, die sich später einmal verheerend auswirken werden? Lebt man ihnen das Leben vor, das man sich für sie wünscht? Kann man ihnen die Tore für ein unbeschwertes Leben offen halten? Wie man merkt, momentan bin ich gefühlstechnisch in einer labilen Phase. Der Leser beachte auch bitte, dass ich gerade PMS habe. Die Selbstsicherheit ist gerade nicht so gross, wie sie war, als ich mit dem Schreiben meines ersten Buches startete. Es prasselt diesbezüglich auch so viel von aussen auf einem ein, das es nicht besser macht. Man ist ja schon selbstkritisch genug. Aber dann wird auch soviel von der Gesellschaft erwartet. Und das in ganz verschiedene Richtungen. Da muss ich nun etwas ausholen, um diesen Gedanken zu umschreiben. In meinem ersten Buch «Von nun an Mama – Wie meine Kinder mein Leben verändert haben!» reisse ich bereits dieses Thema an. Mütter sind gerne kritisch mit anderen Müttern. Es wird gerne betont, was man besser macht als andere. Ich denke, dass da ganz viel Unsicherheit dahinter steckt, wahrscheinlich auch nur die Angst, die ich gerade verspüre. Die Angst, selbst viel falsch zu machen. Und andere zu kritisieren, kann davon ablenken. Aber diese Kritik findet, meiner Beobachtung nach, gerne anonym statt. Wenn ich mit Eltern direkt spreche, wie z.B. mit den Eltern der anderen Kinder aus der Spielgruppe meines Sohnes, geben sie alle zu, selbst nicht perfekt zu sein. Da redet man ganz offen darüber, dass man die Zeit, als das Kind in der Spielgruppe war, nicht ideal genutzt hat, dass man auch erst einmal kräftig zuhause aufräumen muss, bevor Besuch kommt, oder dass man fast zu spät gekommen wäre, um das Kind abzuholen. Durch meine Werbung für meine erstes Buch, bin ich mittlerweile aber auch auf social media mehr aktiv. Und besonders auf Instagram, prasselt da vieles auf einen ein. Dort trauen sich Menschen in den Kommentaren viel mehr, andere zu kritisieren – ganz direkt und schonungslos. Zum Beispiel erwähnte eine Mutter, dass ihr Kind mit drei Jahren noch nicht trocken ist. Das wurde bissig kommentiert, obwohl das überhaupt keine Seltenheit ist, und das Tempo der Entwicklung von verschiedenen Kindern nicht miteinander verglichen werden wollte. Eine andere Mutter zeigte, wie schwierig es ist, als Mutter überhaupt zum Essen zu kommen. Da kamen Besserwisserkommentare, dass doch leicht wäre, wenn man immer bilderbuchmässig, was Gesundes mit den Kindern isst. Oder auf das offene Zugeben, dass man nicht vorher weiss, wie es mit zwei Kindern ist, wird bissig geantwortet, dass man dann nicht soviel Kinder bekommen sollte. Oder wenn offen gesagt wird, dass Kinder am Liebesten nur Ungesundes bekommen würden, werden die Eltern beschuldigt, ihnen überhaupt auch mal Ungesundes zu essen gegeben zu haben. Das waren nur ein paar Beispiele. Manchmal frage ich mich, ob es Menschen gibt, denen es einfach Spass macht, zu kritisieren.  Aber warum meint man, anonym keinen Anstand einhalten zu müssen?  Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass Menschen, die so ehrliche Posts machen, aber auch empfindlich auf andere Meinungen reagieren, auch wenn sie anständig geschrieben wurden. Beides kann anstrengend sein, zu verfolgen. Es ist jetzt so ein Trend geworden, all seine Schwächen als Eltern offen zu thematisieren und zuzugeben. Das ist irgendwo gut, mir gefällt aber auch nicht, dass man damit, wie es scheint, auch manchmal provozieren möchte. Ich gebe in meinen Büchern auch zu, nicht perfekt zu sein, aber ich habe auch grossen Respekt davor, wenn andere Eltern Dinge besser hinbekommen als wir. Wenn eine andere Mutter es gut hinbekommt, ihren Kindern wenig oder gar keinen Zucker zukommen zu lassen, sie in den ersten Jahren nicht Fernsehen zu lassen oder sie von Anfang an windelfrei zu halten, was ist daran verkehrt? Ich schaffte das nicht, aber warum muss ich solche Mütter als «Dinkeldörten» bezeichnen? Würde das nicht beweisen, dass ich eigentlich eifersüchtig auf ihren Erfolg bin? Ich finde beim Thema Kritisieren gibt es immer zwei Seiten, es sollte in beide Richtungen nicht passieren. Genauso wie es nicht schön ist, wenn eine Mutter wegen der vermeintlich unperfekten Art einer anderen Mutter die Augen verdreht, sollte es aber auch nicht umgekehrt passieren. Dann verbessert sich im Umgang unter Müttern doch nichts! Das Problem wird nur umverlagert. Auch die Kommunikation auf sozialen Netzwerken sollte in beide Richtungen anständig bleiben. Es können nämlich viele Emotionen dahinter stecken. Z.B. zeigen Mütter, wie sehr sie wegen einer frühen Fehlgeburt trauern. Dann gibt es Menschen, die in ihren Kommentaren ankreiden, dass Mütter zum einen um Fehlgeburten trauern zum anderen aber nachher «jammern», wie schwer der Alltag mit Kindern sein kann. Solche Kommentare sind natürlich alles andere als feinfühlig. Was ich aber genauso wenig mag ist, wenn die Menschen, die solche Kommentare schreiben, dann wiederum aggressive Gegenantworten bekommen. Man weiss ja schliesslich auch nie, warum jemand so etwas schreibt. Auch da können grosse Gefühle dahinterstecken. Vielleicht kann derjenige selbst keine Kinder bekommen, hat selbst keine schöne Kindheit hinter sich oder ist schlichtweg frustriert, wie schlecht viele Kinder umsorgt werden. Vielleicht stecken auch nicht so tiefgründige Gründe dahinter. Aber was ich sagen will, ist, dass man sich auch in diesem anonymen Bereich respektvoller und freundlicher begegnen sollte, vor allem wenn es um das Thema Kinder geht. Man sollte beachten, dass hinter jedem Kommentar ein Mensch steht. Das hoffe ich jedenfalls. Mittlerweile mischt ja auch ganz schön die KI das Internet auf. Aber das ist ein anderes Thema. So, das musste ich mal zum Thema social media loswerden.

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